Rolling Stone ist charakterlich noch etwas wechselhafter als sein Vater und lange nicht so unkompliziert im Umgang. Er macht alle Lektionen willig und gehorsam mit und lässt sich problemlos führen - wenn er selbst es für angemessen hält. Hat er jedoch etwas anderes im Sinn und keine Lust auf Schullektionen, dann ist es sehr schwierig trotzdem mit ihm zu arbeiten. In so einer Stimmung wird der Braune sperrig im Maul, legt die Ohren deutlich missgelaunt an und fällt regelmäßig im Hinterbein aus. Dass dann sofort jeglicher Ausdruck und die erhabene Eleganz seiner Bewegungen verloren geht, versteht sich von selbst. Lässt man locker und gibt nach, übernimmt Rolling Stone das Kommando, und begegnet man ihm mit harter Hand und Strenge, stellt er entweder auf stur oder wird sogar beleidigt. Damit ist eins sicher: für die Ausbildung von Rolling Stone braucht es eine Person, die feinfühlig und geduldig genug ist, um die Stimmungen des Warmblüters aufzunehmen, und gleichzeitig auch robust und durchsetzungsfähig, um den Jungspund in seine Schranken zu weisen. Dass dieser Balanceakt nicht immer gelingen kann, versteht sich von selbst und so ist es kein Wunder, dass Rolling Stone nicht immer sein ganzes Können zeigt, sondern dieses häufig auch während der immer wiederkehrenden Machtkämpfe auf der Strecke bleibt.

Seine Stärken hat Rolling Stone in den Sparten Bewegung und Ausdruck. Denn sein enormer Stolz und die von ihm ausgehende erhabene Ausstrahlung, die im Alltag oftmals stören, entfalten auf den Zuschauer im Vorführring eine unbeschreibliche Kraft und wirken auf eine schon fast zauberhafte Weise. Gelingen die einzelnen Lektionen und benimmt Rolling Stone sich einigermaßen, dann wirkt bei ihm jede noch so schwierige Übung federleicht und einfach, dann geht von ihm eine unfassbare Leichtigkeit aus, der man sich kaum zu entziehen vermag. Seine Paradedisziplin ist der Trab, welcher schon im Fohlenalter locker, leichtfüßig und - ganz im Gegensatz zu seinem Erzeuger - unkompliziert daherkam.